Wer von Hollywood träumt, dem droht ein böses Erwachen als Kabelträger-Praktikant bei „SK Kölsch“. Ein ungeschriebenes Gesetz, das vor gut fünf Jahren noch allgemeingültig war. Denn es gab die zwei klassischen Wege zum Film: den Quereinstieg oder die Bewerbung an der Filmhochschule.
Heute finden wir uns mitten in einem Paradigmenwechsel wieder, der eine ganze Branche zum Umdenken zwingt. Die professionellen Werkzeuge eines Filmemachers sind nicht mehr der Elite vorbehalten, sondern zugänglich für jedermann. Dazu haben sich Online-Communities gebildet, um das Handwerk auch abseits des traditionellen Bildungsweges zu erlernen. Im Zuge der digitalen Revolution verschwimmen so die Grenzen zwischen den klassischen Berufsbildern des Films. Der Regisseur, Kameramann und Produzent in Personalunion ist zum ernsthaften Konkurrenten für die Profis der alten Schule avanciert.
Nur eines lässt sich nicht demokratisieren: Talent. Und so stehen wir als diejenigen, die wir diese Bewegung mitgestalten wollen, vor der schwierigen Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dies hat uns dazu angetrieben, das Filmfestival Cinema Out of Your Backpack zu gründen. Dabei sehen wir den neuen Produktionsrealitäten ins Auge und machen sie zur einzigen Regel: Sämtliches Equipment muss in einen Rucksack passen. Viele der eingereichten Filme hielten dem Härtetest auf der großen Leinwand stand und verdienen audiovisuell wie inhaltlich das Prädikat „kinoreif“. Ein Beweis dafür, dass das Internet eine unzählbare Masse unentdeckter Talente beherbergt, denen viel mehr zuzutrauen ist, als die meisten denken.
Auf der re:publica 12 widmen wir uns gemeinsam mit dem Publikum möglichen Zukunftsszenarien. Steht uns eine Renaissance von Dogma 95 bevor? Werden die nächsten Kubricks ihre Projekte nur noch per Crowdfunding finanzieren? Wird die nächste „Star Wars“-Trilogie als kollaboratives Community-Projekt entstehen?