Aus dem Szenarienangebot der mobilen, drahtlosen Internetnutzung schöpfen die BürgerInnen digitaler Gefilde ihre Selbstentwürfe als tätiges Subjekt: unaufdringlich begleitet von portabler Technologie, an keine fixen vier Wände gebunden, entfaltet dieses seine Arbeitskraft wo und wann es will – und wenn es sich erholt, dann gezielt und recreational.
So zeitnah und unverbraucht diese in Werbung wie Social Media-Output omnipräsenten (Selbst-)Bilder erscheinen mögen: Utopien des wandelnden, mobilen Computer-Users haben die Geschichte der Digitalcomputer von Anfang an begleitet. So visionierte Vannevar Bush in seinem (oft auf eine frühe Hypertexttheorie reduzierten) Entwurf der Computernutzung nach 1945, “As We May Think”, den Computer-User als “future investigator”, der von keinem schweren Gerät behindert seinem Forschungsdrang freien Lauf lassen kann: “His hands are free, and he is not anchored. As he moves about and observes, he photographs and comments.“ (Und Im Unterschied zum maskulin konnotierten Forscher entwarf Bush die stets femininen Stenotypistinnen als sitzend ihrem Gerät verhaftet).
Ausgehend von dieser Urszene verfolgt der Vortrag anhand von Bild- und Diskursbeispielen die sich wandelnden Imaginationen des Computer-Users seit 1945, durch die Jahre der Computerbastelei im Hobbykeller bis zu den 1980er Jahren, als sich das Bild des ‘seßhaften’ Users verfestigt (“The computer moves in” titelt Time Magazine am 3. Januar 1983 und erklärt den Computer zugleich zur “Person of the Year ‘82”), bis hin zur sprichwörtlichen Wiederauferstehung des Computer-Users im Zeitalter von Smartphone und Sprachsteuerung.
Analyse und Kritik der mitunter grotesk bis amüsant erscheinenden, je zeitgenössischen Darstellungsformen im ersten Teil (Jana Herwig) gehen über in eine Phase der Neoliberalismuskritik (Susanne Zöhrer), welche den Vortrag schließlich für die Diskussion öffnet.