Die sogenannte reale Welt, unsere Zivilisation, ist voll mit virtuellen und künstlichen Konstrukten: geistiges Eigentum, Weltfinanzsystem, Landesgrenzen, Nationalitäten, Hitparaden, Vollbeschäftigung — um nur einige zu nennen, die mir in der viel zu kurzen Vorbereitungszeit für diesen Text einfielen.
Auf der anderen Seite wird dem ebenso künstlichem Konstrukt der „Netzgemeinde“ häufig vom nicht minder virtuellen Konstrukt der politischen und journalistischen Klasse vorgeworfen, weltfremd und in virtuellen Konstrukten beheimatet zu sein.
Ist es aber nicht vielleicht eher so, dass das angeblich Virtuelle, Algorithmische und Raumslose viel realer, viel einflusstärker ist, als wir alle uns das vorzustellen vermögen? Ist in Wirklichkeit das was wir uns bisher als Realität vorstellten, viel virtueller und geistiger als das, was wir bisher als rein virtuell, digital und netzbasiert ansahen?
Um diese steile These ansatzweise zu belegen, werde ich mit Hilfe von Architektur, Hobby-Soziologie, Musik, Filmkultur, dem Netz und sozialen Netzwerken aufzeigen, wie virtuell die Welt in der wir leben bisher war und wie sehr das angeblich virtuelle hilft die Realität zu formen und zu erkennen.