Genau 200 Jahre ist es jetzt her, dass die Erstauflage der “Kinder- und Hausmärchen” der Gebrüder Grimm erschienen ist. Jacob und Wilhelm Grimm sammelten die Märchen, die sich als vordigitale Social Media in Spinnstuben, Wirtshäusern und Salons erzählt wurden, und dokumentierten sie in Schriftform. Bis heute zählt diese Sammlung weltweit neben Luthers Bibel zu den am häufigsten übersetzen deutschen Werken. Im Laufe der vielen noch folgenden Auflagen veränderten die Herausgeber diese Märchen, filterten, sortierten aus, verniedlichten und entschärften sie, um sie dem bürgerlichen Zeitgeschmack anzupassen.
Getreu dem Motto der diesjährigen re:publica (“Action!”) graben wir einige dieser abseitigen, abgründigen, aussortierten und vergessenen Märchen wieder aus. Jörg Braun (@bjoerngrau) und Max Winde (die Begründer des legendären „Märchenstunde“-Podcasts) und Sabria David (die über Mündlichkeit/Schriftlichkeit und Medienwandel forscht) werden die Märchen lesen, mit dem Publikum debattieren und vor diesem Hintergrund auch die höchst zeitrelevanten Themen Filter, Zensur, Kanonisierung, Editionshistorie, Schriftlichkeit und Diskursivität zur Sprache bringen.